............Markt 1, das Rathaus der Universitäts- und Hansestadt Greifswald.

Das historische Greifswalder Rathaus ist mit seiner derzeit ochsenblutroten Farbgebung ein sehr auffälliges Gebäude am Markt. Es ist der Amtssitz des Oberbürgermeisters von Greifswald und wird nicht nur zu repräsentativen Zecken genutzt. Im unteren Bereich befinden sich das historische Trauzimmer, der Senatssaal und der Bürgerschaftssaal. Als "Kophus" fand das Rathaus 1369 erstmals auch urkundlich Erwähnung. Der ursprünglich spätgotische zweigeschossige Backsteinbau hatte damals zwei offene Lauben an der westlichen und östlichen Giebelseite. Aus der gleichen Zeit stammt auch der zweischiffige Ratskeller mit Kreuzgewölben auf rechteckigen Pfeilern. Im Laufe der Zeit war es Speicher, Verkaufshalle, Gesellschaftshaus, Gerichts- und Beratungsstelle für den Rat. Rathaus „Radhus“ heißt es aber erst seit 1551. Das Rathaus brannte 1713 bis auf die Grundmauern des Erdgeschosses und des Kellers nieder. (Nordischer Krieg 1700 – 1720; russische, sächsische und preußische Truppen waren in Greifswald. Sie entfachten durch Fahrlässigkeit einen Brand in der Baderstraße, der rasch um sich griff und das Rathaus sowie 36 Greifswalder Häuser zerstörte.) Es blieben nur die mittelalterlichen Gewölbe erhalten. Nach einer Sammlung in ganz Norddeutschland wurde das Rathaus 1720 mit samt dem am Westgiebel stehenden Uhrenturm wieder aufgebaut. 1736 wurden durch einen erneuten Brand die oberen Stockwerke vernichtet. 1738 entstand das heutige Aussehen des Rathauses mit Volutengiebel und einem Dachreiter. Der Uhrturm am Westgiebel blieb als Stumpf erhalten. Vor dem Rathaus wurden im Mittelalter Bestimmungen und Erlasse verlesen. Hier stand auch der Schandpfahl und die heiratswilligen Männer standen eine bestimmte Zeit auf dem „Ehlstin“.

1934 - 37 erfolgte eine erneute sehr umfangreiche Rekonstruktion. Es wurde ein neues Treppenhaus und eine andere Raumstruktur geschaffen. Im Ostgiebel wurden die Arkaden aus dem Mittelalter erneuert. Das Rathaus beherbergte bis 1986 das Greifswalder Stadtarchiv. Es ist hervorgegangen aus dem alten Ratsarchiv. Dessen Ursprünge sind auf die seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachweisbare Tätigkeit der Kanzlei des Rates zurückzuführen. Die Stadtbibliothek musste 1989 dem neuen Bürgerschaftssaal weichen. Sie war von 1955 bis 1989 in diesem Saal untergebracht. Im Keller ist noch die zweischiffige Backsteinhalle unter mittelalterlichem Gewölbe erhalten. Der Ratskeller als gastronomische Einrichtung hat die neue Zeit nicht überdauert. Hier sind jetzt zeitweilig Ausstellungen zu besichtigen. In den Rathausarkaden auf der Marktseite ist die Greifswald – Information untergebracht. An dem Giebel der Westseite (Fischmarkt) befindet sich das Standesamt der Stadt. Die schwere Bronzetür des Rathauses wurde 1966 vom Künstler Jo Jastram geschaffen und erinnert an die kampflose Übergabe der Stadt an die sowjetische Armee 1945.

..(Geschichte der Stadt / Standesamt Greifswald, Frau Gohlke)

Copyright: Klaus Pretor 2007..................................................................................................................................