|
Rudolf Petershagen, (* 4. Juni 1901 in Hamburg, † 13. April 1969 in Greifswald)
war im 2. Weltkrieg als Offizier der Deutschen Wehrmacht Kommandant der Universitätsstadt
Greifswald, die er durch kampflose Übergabe vor der Zerstörung durch sowjetische Truppen bewahrte.
Rudolf Petershagen entstammte einer Hamburger Kaufmannsfamilie. Bereits als Abiturient war er
Soldat im Freikorps „Sturmbataillon Schmidt“, das später in die Reichswehr übernommen wurde.
Nachdem er 1921 das Abitur abgelegt hatte, nahm er ein Studium an der Kriegsschule München auf.
1924 wurde er zum Leutnant, 1934 zum Hauptmann ernannt. Als Kompaniechef war Petershagen 1938
an der Besetzung der Tschechoslowakei beteiligt. Im 2. Weltkrieg kämpfte er in Frankreich und
auf dem Balkan und wurde in der Schlacht um Stalingrad schwer verwundet. Er kam in ein Lazarett
nach Greifswald, wo er nach seiner Genesung im Januar 1945 zum Stadtkommandanten ernannt wurde.
Zu dieser Zeit hatte sich um den Rektor der Universität Greifswald ein Kreis gebildet, der Pläne
für die kampflose Übergabe der Stadt an die Rote Armee schmiedete. Es gelang der Gruppe,
Petershagen für ihr Vorhaben zu gewinnen. Als die sowjetischen Truppen kurz vor der Einnahme
Greifswalds standen, bereitete Petershagen die erforderlichen militärischen Schritte für die
Kapitulation vor und fuhr am 29. April 1945 an der Spitze einer Parlamentärdelegation den
feindlichen Truppen entgegen. Der Gruppe gehörten weiterhin an: Gerhardt Katsch, zu dieser Zeit
Leiter der Greifswalder Universitätskliniken, der Rektor der Universität Prof. Carl Engel und
der stellvertretende Stadtkommandant Oberst Max Otto Wurmbach. Es gelang den Parlamentären,
den sowjetischen General davon zu überzeugen, dass sich Greifswald kampflos seinen Truppen
ergeben werde. Als Offizier der deutschen Wehrmacht blieb Petershagen die sowjetische
Kriegsgefangenschaft nicht erspart. Als er 1948 entlassen wurde, kehrte er nach Greifswald
zurück und beteiligte sich aktiv am Aufbau der kurz darauf gegründeten Deutschen Demokratischen
Republik. Zunächst wirkte er in Greifswald beim Aufbau der Nationaldemokratischen Partei
(NDPD) mit, die als politische Heimat ehemaliger Wehrmachtsoffiziere und unverdächtiger Nazis
gegründet worden war und wurde später Kreisvorsitzender der Partei. 1950 wurde Petershagen
Greifswalder Stadtrat und kurz darauf zum Kreisrat auf der Ostseeinsel Usedom berufen.
Ein Jahr später wurde er Opfer des kalten Krieges. Anlässlich einer Reise nach München wurde
er vom amerikanischen Geheimdienst wegen Beihilfe zur Spionage verhaftet und später von einem
amerikanischen Militärgericht zu zweimal sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er vier
Jahre in Landshut und Straubing absitzen musste. Nach seiner Rückkehr 1955 ernannte ihn die
Stadt Greifswald zum Ehrenbürger. Danach bekleidete er nur noch unbedeutende politische
Ehrenämter und verfasste seine Autobiografie „Gewissen in Aufruhr“.(Wikipedia) |