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Christiana Carolina Friedrich, geb Bommer
(um 1794 - unbekannt) Briefe von und über die Frau von Caspar David Friedrich
Anfang des Jahres 1818 hatte Caspar David Friedrich das Bürgermädchen Caroline Bommer in
aller Stille und überraschend in Dresden geheiratet. Der «Unpaarste der Unpaaren», so wurde
er von Helene von Kügelgen einmal genannt, hatte den Schritt ins Eheleben gewagt. «Dem menschenscheuen, melancholischen Künstler hatte niemand diesen Entschluß zugetraut»,
schrieb einer seiner Freunde. Christiana Caroline Friedrich war eine einfache, stille Frau,
die Caspar David Friedrich mehrere Kinder gebar. An seinem Wesen und in seinem Leben änderte
sich dadurch aber nichts. Sie lebten sehr zurückgezogen. Caspar David Friedrich schreibt über
sein Eheleben: «Es ist doch ein schnurrig Ding, wenn man eine Frau hat; schnurrig ist mir's,
wenn meine Frau mich mittags zu Tisch zu kommen einladet. Und endlich ist es schnurrig, wenn
ich jetzt des Abends fein zu Hause bleibe, und nicht wie sonst im Freien umherlaufe.... und
es ist mir lieb, daß es jetzt sauberer und netter bei mir aussieht.» Carolina sieht das anders,
an ein trautes Glück daheim glaubt sie nicht. In Erwartung des Vorstellungsbesuches in
Greifswald schreibt sie an seine Brüder über ihren mürrischen Mann «..., besonders hätte ich
manchmal große Klagen über meinen Herrn Gemahl zu führen, ich will ihn aber nicht bey seinen
lieben Brüdern anklagen, denn ich weis nicht was er von mir schreiben könnte, und mich in
Schutz zu nehmen kennen sie mich noch zu wenig bis Sie es selbst sehen, wer recht oder
unrecht hat.» ( 28./29.1.1818) Caspar David schreibt in einem Brief an seinen Bruder im
März 1818: •Lieber Heinrich !
Du hast mir und meiner Frau durch die zugeschickten Heringe eine wahrhaft größte Freude gemacht.
Meine Frau versteht ohne alle weitere Anweisung die Heringe so gut zu schnabelieren, als wäre
sie eine geborene Pommern und nicht eine geborene Bornmern....
Mein Weib denkt sich die Reise zu Euch und den Aufenthalt bei Euch als den vollendeten
irdischen Himmel, und wenn sie einen Wagen rasch hinfahren sieht und sich in demselben sitzend
denkt, quiekt sie laut vor Freuden.... Doch wenn ich ihr erzähle von der Reise von Greifswald
nach Rügen, dann schaudert sie wohl zusammen; versteckt sich etwas unter meinem Mantel und
spricht dann leise und furchtsam: Wo Du hingehest, gehe ich mit, und wenn Du in die See
versinkest, versinke ich mit Dir. » Im Sommer des Jahres 1818 besuchte Caspar David mit seiner
jungen Frau die Verwandten in Neubrandenburg und Greifswald.
An Bruder Adolf erwähnt Caspar David in einem Brief im Mai 1820 : «Auf Deine Frage, ob wir wohl zuweilen an die Pommeraner denken, kann ich Dir zur
Antwort geben: Als ich neuerlich zu meiner Frau sagte,ohne jedoch es eigentlich zu meinen: «Nach Pommerrn kommen wir gewiß nie wieder», da fing meine Lina bitterlich an zu weinen und
bat mich, doch nie so harte Worte auszusprechen...» Der «Blick aus einer Laube auf die Nikolaikirche» zeigt offensichtlich die Frau des Malers und die seines Bruders als Rückenfigur
im Vordergrund. Die schlanke Gestalt seiner Frau hat Caspar David Friedrich auch in einem
Zimmerbildchen von intimem Reiz geschildert, das sich im Besitz der Nationalgalerie in Berlin
befindet. Ein Bildnis der Frau, eine Federzeichnung aus dem Jahre 1824, ist in der Kunsthalle
zu Mannheim im Original zu sehen.
Aus „Greifswalderinnen in Licht und Schatten“ v. A. Höfs, A. Sandmann, U. Boback-Askri, 2000
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