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Vor ungefähr 400 Jahren hat in Greifswald ein Bürgermeister gelebt,
Namens Doctor Heinrich Rubenow. Demselben hat die Stadt zwar Vieles
zu verdanken gehabt, indem es besonders seinen Bemühungen gelang,
daß die Universität nach Greifswald kam. Er war aber auch von unruhigem
und rachsüchtigem Gemüthe, so daß er die Stadt in viele Streitigkeiten
verwickelte, und mancherlei Ungemach über sie brachte. Wenn er dann zur
Verantwortung gezogen wurde, so wußte er sich immer herauszureden, und er
wurde aus einem Angeklagten ein Ankläger. So ließ er noch zuletzt den
anderen Bürgermeister, Diedrich von Dörpten, als einen Aufrührer zum Tode
verurtheilen und auf offenem Markte hinrichten. Auf solche Weise hatte er
sich viele Feinde gemacht, und sein Ende war, daß er im Jahre 1462 auf
jämmerliche Weise ermordet wurde. Das sollen die Rathsherren selbst
gethan haben. Man sagt auch, daß es in seinem eigenen Hause geschehen sey,
und zwar unten auf dem Hausflur, gleich an dem dort befindlichen Hals der
Kellertreppe. Denn in diesem Hause, welches in der Baaderstraße liegt,
und jetzt von dem Bürgermeister Billroth bewohnt wird, sieht man noch oft
des Abends seinen Geist. Er erscheint gewöhnlich mit Peitschenknall.
Er sieht sehr bleich aus, und trägt eine große Pelzmütze. Man sieht ihn
nur in der Gegend des Kellerhalses, hinter dem er auch wieder verschwindet.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840
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