Charlotte Arndt

Charlotte Arndt geb. Quistorp (um 1777 - 25.05.1801)

Charlotte Quistorp, die Tochter des Greifswalder Universitätsprofessors Johann Quistorp, hatte auf den sonst so spröden und scheuen Ernst Moritz Arndt einen tiefen Eindruck gemacht. Charlotte wird als lebhaftes, oft ausgelassenes, frisches Mädchen beschrieben, das in seiner ursprünglichen und lebensfrohen Natur gut zu Ernst Moritz paßte. Ihr Antlitz beschrieb Arndt so:

"Um den schönsten Kopf die schönsten Locken,
Blaue Augen, Rosenwangen rund,
Süßes Schelmenlächeln um den Mund,
Gleich geschickt zu küssen und zu locken.»

Beide fanden bei Gesellschaft und Tanzkränzchen in Barth und den umliegenden Gütern Gelegenheit sich zu treffen. Ihre erste Begegnung war im Herbst 1794 in der Pension der Mamsell Anna Elisabeth Fischer in Barth, wo Charlotte damals lebte. Die Eltern von Ernst Moritz hatten aber andere Vorstellungen von seinem weiteren Lebensweg. Er sollte Pfarrer werden und eine Pastorentochter heiraten, was als Vorbedingung zum Erhalt einer künftigen Pfarrstelle galt. Der Sohn blieb zunächst still, er wollte kein ungeliebtes Mädchen heiraten. Arndt verzichtete trotz des begonnenen Theologiestudiums auf die geistliche Laufbahn und stand zu seiner Lotte.
An seine Mutter schrieb er: «...so ist es meine Pflicht, Ihnen liebe Mutter, zu beichten, daß meine Liebe zu Lotte Quistorp, die Sie wohl kennen, noch nicht veraltet gewesen ist, ...so ist sie doch die einzige, mit der ich einst glücklich zu leben hoffe. Sie ist jung und wild, ich weiß es. Daß sie ein Herz und ein lebendiges Gefühl für alles Gute und Schöne hat, weiß ich, daß sie mich liebt, empfinde ich. Doch behalten Sie dies für sich und Tante Sophie, dem Vater sage ich es vielleicht selbst.» Später schrieb er an seinen Vater «Ich bin seit manchem Tage mit meinem Mädchen verbunden, durch ein Band, das nur eine gewaltige Macht zerreißen kann. Dies ist Mamsell Quistorp, die einst bei den Fischern in Barth in Pension war. ... So werden Sie Beistimmung nicht versagen, und mir viel mehr von Herzen Glück wünschen.» Am 23.02.1801 konnte Ernst Moritz Arndt seine Charlotte endlich heiraten. In der Marienkirche zu Greifswald wurden sie getraut. Das Eheglück war leider nur von kurzer Dauer. Ihr Sohn Karl Moritz wurde am 16. Juni 1801 gehören. Am 25. Juni starb Charlotte am Kindbettfieber. Der Schmerz darüber wirkte noch lange in Ernst Moritz Arndt nach. Trost suchte er nach diesem schweren Verlust in der Schreibtischarbeit und auf Reisen. Den Sohn Karl Moritz, genannt Karl Treu, brachte Ernst Moritz Arndt zu seinen Eltern nach Löbnitz, wo er seine Reifejahre durchlebt hatte. Später lebte der Kleine bei Arndts Lieblingsschwester Dorothea, genannt «Gottesgab». In sein Stammbuch hatte seine Lotte ihm einst geschrieben: «Eigentlich ist Trennung bei Liebenden eine Lüge. Die Geister der Liebenden sind sich immer nahe und reichen sich über'm Weltmeer die Hände....»
In zweiter Ehe war Ernst Moritz Arndt mit Anna Marie Louise (gen. Nanna) Schleiermacher seit dem 18. September 1817 verheiratet. Nanna ist die Schwester des Theologen Friedrich Schleiermacher, mit dem Arndt im September 1816 eine Fahrt über die schöne Insel Rügen unternommen hatte. Bei dieser Gelegenheit lernte Ernst Moritz Nanna kennen. Mit ihr lebte er bis zu seinem Tod im Januar 1860 in Bonn. Sie gebar sieben Kinder.


Aus „Greifswalderinnen in Licht und Schatten“ v. A. Höfs, A. Sandmann, U. Boback-Askri, 2000

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